Migräne Erfahrungsbericht

Migräne ist ein weit verbreitetes Krankheitsbild, das viele Menschen trifft und für das es dennoch kaum Hilfe gibt. Seit einigen Jahren weiß ich, dass ich tatsächlich auch zu den Betroffenen gehöre. Die Migräne begleitet mich schon länger, doch erst mit der Informationsquelle Internet konnte ich die Kopfschmerzen richtig einordnen. Denn Kopfschmerzen und Migräne sind nicht dasselbe. Mein Migräne-Erfahrungsbericht soll anderen Betroffenen helfen, mit der Migräne besser umzugehen und neue Ideen für den Umgang mit der Krankheit zu entwickeln.

Heute ist ein wunderschöner Frühsommertag, die Sonne scheint, ein langes Wochenende liegt hinter mir. Kurz nach dem Aufstehen kündigte sich die Migräne an.

Das böse Omen: die Migräne-Aura

Als Aura wird eine Sehstörung beschrieben, die für Migräne typisch ist, sich aber von Patient zu Patient unterscheidet und auch nicht zwangsläufig auftreten muss. In meinem Fall kündigen sich schwere Migräneschübe mit einem flackernden, bunten Muster an. Diese Aura taucht im Sichtfeld an unterschiedlichen Stellen auf, wächst und intensiviert sich, bis sie nach ca. 20 Minuten plötzlich wieder verschwindet.

Die Aura beeinträchtigt die Betroffenen zunächst kaum. Meist lenkt sie nur etwas ab. Hinzu kann ein Taubheitsgefühl und andere falsche Sinneseindrücke kommen (zum Beispiel ein seltsamer Geschmack oder Geruch). Die Aura ist hier genau wie die Migräne: vielfältig und individuell. Manchmal taucht die Aura genau mittig dort auf, wo man scharf sieht, so dass Lesen oder die Teilnahme am Straßenverkehr unmöglich wird.

Kopfschmerzen

Wenn die Aura vollständig abgeklungen ist, kommt es zum schlimmeren Teil der Migräne-Attacke. Der Kopfschmerz setzt ein. Langsam – teils über bis zu zwei Stunden – wird er stärker. Meist ist er einseitig, und zwar genau auf der gegenüberliegenden Seite der Aura. Durch den Kopfschmerz ist es unmöglich, körperliche oder geistige Anstrengungen auszuüben.

Jeder Versuch, sein Leben während der Kopfschmerzphase normal fortzuführen, ist bei einem starken Anfall zum Scheitern verurteilt. Denn jede Anstrengung wird umgehend mit Übelkeit und Schwindel quitiert. Diese Phase dauert bei mir normalerweise rund zwei Stunden.

Migräne-Therapie

Das Thema Therapie ist schwierig. Migräne ist eine dieser Krankheiten, für die es unzählige Therapieansätze gibt. Von Esoterik bis hin zur Operation. Auch Medikamente gibt es in jeder Preislage. Dennoch ist Linderung bei Migräne ein schwieriges Thema: es gibt keine universell funktionierenden Ansätze.

Migräne-Medikamente

Die großen Konzerne mischen mit sehr teuren Tabletten mit, die es zum Ausprobieren auch in Einzelverpackung gibt. Daran erkennt man den Stand der Migränetherapie: Ursache unbekannt, Therapie Glückssache!

Diese teuren Präparate haben es allerdings meist wirklich in sich, der Patient kommt vom Regen in die Traufe. So ging es jedenfalls mir: der Kopfschmerz wurde deutlich gelindert. Dafür wurde die Übelkeit stärker und die Situation damit keinen Deut besser.

Andere Mittel gegen Migräne

Schmerzmittel gegen Migräne

Wenn die teuren Spezial-Präparate schon nicht helfen, dann sollte man zu bewährten und gesundheitlich eher unbedenklichen Mitteln greifen. Mein erster Weg beim Einsetzen der Aura führt mich zum Medizinschrank, in dem immer Aspirin vorrätig ist. Die vom Hersteller empfohlene Dosis wird keinen Migräne-Anfall vollständig neutralisieren, aber kann Migräne-Symptome lindern.

Meinem Hausarzt zufolge, gibt es sogar Untersuchungen, die eine höhere Dosierung als unbedenklich und für Migräne geeignet darstellen. Er riet mir dazu, 3 g Acetylsalicylsäure (ASS, im Volksmund meist als „Aspirin“ bezeichnet) zu nehmen, was ich auch eine Zeit mit mäßigem Erfolg versuchte. Ich praktiziere das heute nicht mehr und würde sogar davon abraten. Denn ASS schlägt sehr auf den Magen und verändert die Blutgerinnung, was andere Nebenwirkungen mit sich bringt.

Betablocker bei Migräne

Betablocker hemmen die Erregbarkeit, indem sie Adrenalin- und Noradrenalin-Rezeptoren blockieren. Betablocker werden zum Beispiel seit einiger Zeit bei Herzinfarkt und Bluthochdruck mit gutem Erfolg eingesetzt, um die Herzerregbarkeit zu reduzieren. Diese Gruppe der Medikamente ist im Allgemeinen gut verträglich.

Mir wurden Betablocker kurzzeitig – versuchsweise – zur Vorbeugung gegen nachfolgende Migräne-Schübe verschrieben. Ich sollte nach einem Migräne-Tag eine geringe Dosis Betablocker nehmen, weil so weitere Schübe verhindert werden könnten. Das lohnt sich natürlich nur, wenn die Migräne-Schübe in Gruppen auftreten, was bei mir der Fall war (drei Schübe mit je zwei Tagen Abstand waren die Regel).

Operation gegen Migräne

Operationen sollten immer das letzte Mittel sein. Wer stark unter seiner Migräne leidet, zum Beispiel weil ein normales Leben nicht einmal streckenweise mehr möglich ist, der könnte eine Operation in Erwägung ziehen. Dabei bitte ich aber zu bedenken, dass die Migräne-Ursachen noch immer weitestgehend unverstanden sind. Ohne klare Ursache ist eine Operation natürlich auch nur begrenzt erfolgsversprechend.

Allerdings sind Ansätze ähnlich der Epilepsie-Therapie auch mit einer Operation am Gehirn vorstellbar. Wie gesagt, als allerletzter Ausweg bei hohem Leidensdruck sind Operationen eventuell ein gangbarer Weg. Auf jeden Fall jedoch sollte man hierzu nicht das erstbeste Institut aufsuchen und sich immer eine zweite und dritte Expertenmeinung einholen.

Esoterik und Meditationsübungen gegen Migräne

Wie in allen medizinischen Bereichen, hat auch bei dieser Krankheit die alternative Medizin ihr Wörtchen mitzureden. Es gibt Kräuter und Mittelchen, Düfte und Zubehör. Man könnte sich einen Keller mit vielen Dingen füllen. Warum nicht mit Esoterik: wenn es hilft. Doch das sollte man bezweifeln. Insbesondere, wenn es an Geld geht. Migräne ist eine echte Krankheit, die eine fundierte Therapie braucht.

Was ich aus dem esoterischen Bereich am ehestens nahelegen kann, ist Mariuhana und Meditation.

Marihuana gegen Migräne

Du hast richtig gelesen. Wenigsten über Marihuana und den Wirkstoff THC existieren inzwischen auch Untersuchungen, dass sie bei Migräne helfen kann. Ich mutmaße, dass die entspannende Wirkung den Stresslevel des Gehirns senkt. So ähnlich, wie es die oben angeführten Betablocker machen. Zudem soll es einen positiven Einfluss bei Übelkeit geben, der auch bei Chemotherapie-Patienten helfen könnte – sofern man den einschlägigen Untersuchungen und Erfahrungsberichten glauben schenken dar.

Ob es tatsächlich hilft, habe ich persönlich nicht ausprobiert. Nicht zuletzt aufgrund der restriktiven Drogenpolitik ist es ja heute kaum möglich, den Effekt von Marihuana auf Migräne für sich selbst zu untersuchen. Wer Zugang zu Haschisch oder Marihuana hat, könnte es gerade während eines Schubes darauf ankommen lassen.

Meditation bei Migräne

Ähnlich wie mit Marihuana wird es sich auch mit Entspannung und Meditation verhalten. Oder im Extrem auch mit Hypnose. Beide Methoden sind geeignet, den Stresslevel zu senken und Migräne-Auslöser zu reduzieren.

Moderne Stressfaktoren

Einen eigenen Absatz möchte ich noch den modernen Stressfaktoren widmen. Damit meine ich flackerndes Neonlicht, hektische Spielfilme, alltäglichen Lärm. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Hauptauslöser der Migräne für mich vermutlich das mit 50 Hertz flackernde, unnatürliche Neonlicht am Arbeitsplatz war. Man kennt solche Auslöser auch von Epilepsie, bei der das Gehirn „aus dem Tritt“ gerät und der Patient in lebensbedrohliche Krampf-Zustände gerät.

Ist der Migräne-Anfall dann da, informiere dein Umfeld darüber. Nur dann wird man dich schonen. Suche einen ruhigen, dunklen Ort auf (am besten das eigene Bett) und versuche, etwas zu schlafen, bis das Ärgste vorüber ist. Das ist für mich seit Jahren der beste Umgang mit dieser qualvollen Phase der Migräne.

Fazit: Was wirklich bei Migräne hilft…

Ich habe kein Patentrezept, denn jede Migräne ist anders und die Medizin ist weitestgehend ratlos und allenfalls profitgierig hinter den Patienten hinterher – angesichts der schlechten und überteuerten Medikamentösen Behandungsmöglichkeiten kann ich leider zu keinem anderen Schluss kommen.

Daher begrenzt sich mein Fazit für Leidensgenossen auf folgende Tipps:

  • Stressfaktoren reduzieren: Lärm, Kunstlicht, schnelle Bildfolgen am Fernseher/Monitor, aber auch Koffein-, Teein- und Nikotin-Konsum.
  • Leichte Schmerzmittel bringen geringfügig Linderung. Zum Beispiel eine Aspirin-Dosis gemäß Hersteller-Empfehlung.
  • Etwas Haschisch oder Marihuana kann in der schlimmsten Phase gegen Schmerz und Übelkeit helfen. Alternative Hanf-Präparate soll es bereits auf Rezept geben. Auch andere pflanzliche Arzneien und Präparate sind einen Versuch wert: zum Beispiel Baldrian oder Hopfen.
  • Betablocker können dann hilfreich sein, wenn Schübe in Gruppen oder Clustern kommen. Sie könnten Folgeschübe abwehren. Setze dich außerdem mit dem Thema Cluster-Kopfschmerz auseinander, vielleicht trifft diese Diagnose besser auf dein Krankheitsbild zu.
  • Spreche bei allem, was Du gegen die Migräne unternehmen möchtest, immer zuvor mit deinem Hausarzt oder einem geeigneten Facharzt (Neurologe, Psychologe). Nur der kann deine Krankengeschichte berücksichtigen und kennt den Stand der medizinischen Forschung.

Schreibe uns gerne auch von deinen Migräne-Erfahrungen oder Erfahrungsberichte anderer Krankheiten, die du besiegt hast! Du kannst Erfahrungen im Kommentarbereich hinterlassen oder per E-Mail an die Redaktion schicken.

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