Kopfschmerzen – Blitze im Kopf

Arten von Kopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen, Migräne und Cluster-Kopfschmerzen

Der Kopf brummt, hinter der Stirn pocht es und man kann sich nicht mehr konzentrieren. Irgendwann im Leben trifft jeden einmal der Kopfschmerz. Während er bei einigen eher die Ausnahme ist, sind rund 40 % der Menschen mehrmals pro Monat betroffen. Kopfschmerzen sind eine der meistverbreiteten Krankheiten weltweit. Sie treten bei vielen Erkrankungen als Symptom auf, kommen oftmals aber auch als eigenständiges Krankheitsbild vor.

Abgesehen von unfall- oder nebenwirkungsbedingten Kopfschmerzen, den sogenannten sekundären Kopfschmerzen, unterscheidet man drei große Gruppen der primären Kopfschmerzen, die wir im folgenden näher erklären.

Spannungskopfschmerz

Am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen. Ein dumpfes Drücken im Kopf, oftmals hinter dem gesamten Stirnbereich. Es fühlt sich an, als wäre der Schädel in einen Schraubstock eingespannt. Die Schmerzen sind leicht bis mittelstark und dauern von wenigen Minuten bis zu mehreren Tagen. Körperliche Aktivität hat keine Auswirkungen auf die Stärke des Schmerzes. Weitere Begleitsymptome sind selten.

Anlass für diese Schmerzen sind nicht unbedingt, wie oft vermutet, Verspannungen. Stress, Schlafmangel oder Wetterfühligkeit, häufig sind die Ursachen völlig unbekannt. Diese Art von Kopfschmerzen hat wahrscheinlich jeder schon erlebt. Sie treten vom Kleinkind bis zum älteren Menschen auf. Als Behandlung eignen sich frei verkäufliche Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen. Sie stellen wir weiter unten noch genauer vor.

Da der Körper ein Schmerzgedächtnis hat und dadurch immer sensibler wird, sollte man sich nicht unnötig tapfer quälen. Allerdings sollten diese Mittel auch nicht zu häufig unbedarft genommen werden. Als Faustregel gilt an bis zu 10 Tagen pro Monat. Sollten die Kopfschmerzen häufiger bestehen, empfiehlt es sich nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin, ein Schmerztagebuch zu führen, um eventuellen Ursachen auf die Schliche zu kommen. Zur Vorbeugung eignet sich leichter Ausdauersport sowie Entspannungsmethoden, z. B. progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training, Meditation oder Yoga.

Migräne & Cluster-Kopfschmerzen

Migräne: Sinnesstörungen, Übelkeit, dröhnender Schmerz

Heftige Schmerzen setzen plötzlich ein

Bei der Migräne ist der meist einseitige Kopfschmerz deutlich stärker. Ein Migräneanfall kann bis zu mehrere Tage andauern. Manchmal kündigt er sich durch eine Migräne-Aura an. Während dieser leidet man unter Sehstörungen, sieht Blitze und Farbmuster, alles verschwimmt, man verspürt Taubheitsgefühle oder Kribbeln. Aufgrund der Sehstörungen ist in dieser Phase der Migräne die normale Teilnahme am öffentlichen Leben nicht mehr möglich. Der eigentliche Kopfschmerz erscheint aber erst später.

Nach einer Weile, vielleicht einer Stunde, setzen starke und hämmernde Kopfschmerzen der Migräne den Geplagten komplett außer Gefecht. Helles Licht und Umgebungsgeräusche sowie Aktivitäten verstärken das Problem. Ruhe und Dunkelheit werden bevorzugt. Begleitsymptome der Migräne sind Übelkeit und Erbrechen.

Trifft alle Geschlechter und jedes Alter

Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weshalb Migräne oft als Frauenkrankheit eingeschätzt oder gar belächelt wird wird. Dieses Vorurteil täuscht jedoch und wird der schwere dieser Krankheit gar nicht gerecht. Jeder Migränepatient ist in seinem täglichen Leben eingeschränkt. Bei der akuten Migräneattacke ist schnelles Handeln erforderlich, denn an Arbeit oder Autofahrt ist binnen Minuten nicht mehr zu denken.

Oftmals setzen die Attacken mit der Pubertät ein und verschwinden mit den Wechseljahren wieder. Aber auch Männer, Jugendliche und sogar Kinder können betroffen sein. Da die Ursachen nicht genau bekannt sind, ist eine Vorbeugung schwierig. Stress spielt hierbei eine große Rolle, wobei häufig die Attacken erst einsetzen, wenn der Stress nachlässt, z. B. am Wochenende oder im Urlaub. Auch regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten sind wichtig. Es ist empfehlenswert, auch am Wochenende den Rhythmus der Woche beizubehalten. Typisch sind sonst Kopfschmerzen am Wochenende oder Montag.

Die Therapie ist so individuell, wie der Schmerz

Bei manchen Patienten sind bestimmte Nahrungsmittel wie Käse oder Rotwein als Auslöser bekannt. Tabak wird ebenfalls häufig als Auslöser verschiedener Kopfschmerzerkrankungen diskutiert. Hochfrequent flackerndes oder grelles Licht von Neonröhren und Energiesparlampen steht auch in Verdacht, Attacken auszulösen. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, kann es auch hier helfen, ein Migränetagebuch zu führen. Darin werden Migräneattacken (Datum, Dauer, Verlauf) notiert, aber auch Lebensumstände und Gewohnheiten. Gelegentlich lassen sich dadurch sogar Lebensmittel identifizieren, die Migräne begünstigen oder vermeiden helfen.

Frei verkäufliche Schmerzmittel sind oftmals nicht stark genug. Spezielle Migränemittel wie Triptane können vom Arzt verschrieben werden. Auch hier gilt nicht häufiger als 10 Tage im Monat. Es könnte sonst zu einem sogenannten Medikamentenkopfschmerz kommen. Der Körper gewöhnt sich an die Einnahme und reagiert mit Schmerzen als Entzugserscheinung. Während eines Migräneanfalls ist ein normaler Tagesablauf kaum möglich. Auch hier helfen vorbeugend regelmäßige Entspannungsübungen.

Clusterkopfschmerz: kommt heftig und in Wellen

So erkennt man Clusterkopfschmerz

Eine seltene, aber heftige Art der Kopfschmerzen ist der Cluster-Kopfschmerz. Dieser kann bis zu mehrere Stunden andauern. Er tritt gehäuft und mitunter mehrmals täglich auf. Manchmal liegen beschwerdefreie Monate zwischen den einzelnen Attacken. Der Kopfschmerz ist einseitig und die betroffene Gesichtsseite leidet unter einem tränenden Auge und laufender Nase. Häufig sind Männer um das 30. Lebensjahr betroffen. Es fühlt sich an, als würde ein Messer ins Auge stechen. Während eines Cluster Anfalls ist ein normales Leben praktisch nicht möglich.

Ursache und Behandlung von Clusterkopfschmerz

Die Ursachen sind nicht erkannt. Da dieser Kopfschmerz aber meistens zu einer bestimmten Tages- oder Jahreszeit auftritt, geht man von einer Störung im biologischen Rhythmus aus. Möglich sei ebenso eine Vererbung. Auch hier ist es hilfreich, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, um eventuell Ursachen zu identifizieren. Die genaue Diagnose stellt ein Arzt nach umfangreichen Untersuchungen mittels CT und MRT, um andere Krankheiten auszuschließen. Die üblichen Schmerzmittel sind oftmals wirkungslos. Mit speziellen, vom Arzt verschriebenen Medikamenten, z. B. Triptanen oder sogar Opioiden, können die Anfälle in Stärke und Häufigkeit reduziert werden.

Medikamente gegen Kopfschmerzen

Alltagsschmerzmittel können helfen

Diese Mittel befinden sich in fast jeder Hausapotheke: Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen. Bei Spannungskopfschmerz funktionieren sie alle in der Regel sehr gut. Sie lindern den Schmerz schon ab einer Tablette. Das sorgt dafür, dass eine kurze Schmerzphase ohne nennenswerten Verlust an Lebensqualität überstanden wird.

Auch bei Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen können diese Mittel eine leichte Linderung bewirken. Sie Mittel wirken zum Teil auch Blutverdünnend oder Entzündungshemmend, was sich zusätzlich positiv auf den Verlauf der Kopfschmerzen auswirken kann.

WirkstoffPositivNegativ
Acetylsalicylsäure+Schmerzlindernd
+Fiebersenkend
+Blutverdünnend
-erhöht Blutungsneigung
-nicht für Kinder geeignet
-schlechte Magenverträglichkeit**
Paracetamol+Schmerzlindernd
+Fiebersenkend
+für Kinder und Schwangere*
-belastet die Leber
-kaum Entzündungshemmend
Ibuprofen+Schmerzlindernd
+Entzündungshemmend
+für Kinder geeignet*
-Herz/Kreislauf-Schädigung*
-Schädigung des Verdauungstrakt*
Naproxen+Schmerzlindernd
+Fiebersenkend
+Entzündungshemmend
+lange Wirkdauer
-für Kinder unter 12 Jahren ungeeignet
Übersicht alltäglicher / frei verfügbarer Schmerzmittel

Nebenwirkung Blutverdünnung / Gerinnungshemmung

Ein häufiger Anwendungsfall von ASS (Acetylsalicylsäure) ist der Schutz vor Infarkten und Thrombosen. Vor allem ältere und vorerkrankte Patienten nehmen hierzu eine geringe tägliche Dosis von 100 mg ASS ein. Hierdurch ändert sich die Oberfläche der Thrombozyten, das Blut wird flüssiger.

Die blutverdünnende Wirkung von ASS ist nicht-reversibel, da Thrombozyten direkt durch ASS geschädigt werden. Diese Wirkung dauert somit mehrere Tage an und lässt erst nach, wenn der Körper neue Thrombozyten gebildet hat. Dasselbe gilt auch bei den bis zu 10x höheren, schmerzlindernden Dosen.

Auch die anderen oben genannten Schmerzmittel wirken – wenn auch vermindert – auf die Blutgerinnung. Sie alle erhöhen das Blutungsrisiko im gewissen Maße, auch wenn dies bei Paracetamol keine besondere Relevanz mehr hat. Daher sollten zumindest Menschen mit Gerinnungsstörung oder bei gleichzeitiger Einnahme oraler Antikoagulans vorsichtig mit frei verkäuflichen Schmerztabletten sein und ihren zuvor Hausarzt befragen.

Grundsätzlich gilt: Lies immer die Packungsbeilage sorgfältig durch, beachte Wechselwirkungen und Nebenwirkungen und beginne mit niedriger Dosierung. Denn eine falsche Anwendung, Dosierung sowie die regelmäßige Einnahme kann mehr schaden als nützen.

*) Dosierung und Dauer der Anwendung beachten
**) Einnahmehinweise beachten

Spezielle Schmerzmittel

In schweren Fällen von Migräne oder Clusterkopfschmerz lässt sich mit dem Kopfschmerztagebuch und den oben genannten Alltagsschmerzmitteln und Opiaten nicht genügend Linderung bewirken, oder ihre Nebenwirkungen gestatten den Einsatz nur nachts. In diesen Fällen bleibt der Griff zu speziellen Schmerzmitteln, den Triptanen. Triptane bekämpfen nicht nur den Schmerz, sondern sollen die Ursache bekämpfen, die viele Ärzte in erweiterten und entzündlichen Gefäßen im Gehirn sehen. Triptane sorgen dafür, dass Entzündungsreaktionen zurückgegen und sich die Gefäße auf das gesunde Maß verkleinern.

Diese Mittel sind der letzte Notanker für Patienten mit starken Kopfschmerzen. Der Therapieerfolg ist bei Triptanen stark vom Patienten abhängig, und davon, ob das Mittel vertragen wird. Im besten Falle verschwindet der Schmerz direkt nach seinem Auftreten wieder. In schlechteren Fällen können Triptane ihrerseits Übelkeit und Sinnesstörungen verursachen.

Es stehen verschiedene Triptane zur Verfügung, so dass der Weg zu einem verträglichen Triptan auch Fehlschläge mit sich bringen kann. Dein Hausarzt hat hierfür in der Regel Probeexemplare zur Hand.

Alternative Therapien und Mittel bei Kopfschmerzen

Es gibt eine Vielzahl an traditionellen Hausmitteln und alternativen Heilmethoden, die sich lohnen, bei Kopfschmerzen auszuprobieren. Die folgenden Maßnahmen werden häufig empfohlen:

  • Eine kalte Kompresse auf Stirn oder Nacken wirkt teilweise Wunder.
  • Pfefferminzöl auf den Schläfen aufgetragen, ersetzt erwiesenermaßen bei Spannungskopfschmerzen teilweise die Schmerztablette.
  • Vorbeugend angewendete regelmäßige Akupunktur hat sich bei Migräne bewährt.
  • Wer gleich zu Anfang der Kopfschmerzen einen starken schwarzen Kaffee mit Zitronensaft trinkt, hat manchmal Erfolg.
  • Beliebt sind auch sogenannte Akupressurmatten. Deren Kunststoffspitzen fördern die Durchblutung in den Faszien.
  • In der Kräuterheilkunde finden sich viele Kräuter, die sich eignen, z. B. Weidenrinde (das natürliche Aspirin), Lavendel, Melisse und viele mehr.
  • Auch Kneipp-Anwendungen oder Fußbäder finden in der Schmerztherapie ihre Berechtigung.
  • Viele Betroffene schwören auf CBD-Öl, die Wirkung ist aber nicht nachgewiesen.
  • Regelmäßige Mahlzeiten, viel Bewegung an der frischen Luft, der Verzicht auf Nikotin, weniger Alkohol und ausreichend Schlaf und Entspannung sind grundsätzlich empfehlenswert.

Bei plötzlich auftretenden, ungewöhnlich starken Schmerzen oder Verschlechterung der Symptome sowie bei Unsicherheiten ist es auf jeden Fall ratsam, Kopfschmerzen ärztlich abklären zu lassen. Denn häufig sind Kopfschmerzen symptom einer Krankheit, deren Behandlung auch die Kopfschmerzen verschwinden lässt. Treten Kopfschmerzen gemeinsam mit Sprachstörungen, Lähmungen oder Bewusstlosigkeit („Black-Out“) auf, sollte sofort ein Notarzt informiert werden.

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