Tipps für ein gesundes Gehör – gut hören bis ins hohe Alter

Einleitung: Das menschliche Gehör

Unsere Ohren

Das Gehör: mehr als nur die Ohren

Das menschliche Ohr ist unser Hörorgan, das es ermöglicht, Geräusche wahrzunehmen. Neben dem Hören ist auch unser Gleichgewichtssinn im Ohr angesiedelt. Wenn wir verstehen, wie ein gesundes Gehör funktioniert, können wir seine Bedeutung besser einschätzen und die Gesundheit unseres Gehörs ein Leben lang erhalten.

Das Ohr besteht nach außen aus drei Hauptteilen – der Ohrmuschel, dem Gehörgang und dem Trommelfell. Die Ohrmuschel ist der sichtbare Teil des Ohrs, der sich außerhalb des Kopfes befindet. Der Gehörgang verbindet die Ohrmuschel mit dem Trommelfell, das beim Eindringen von Schallwellen in Schwingung versetzt wird. Das Trommelfell ist eine dünne und empfindliche Membran, die von Fremdkörpern und krankmachenden Keimen geschädigt werden kann.

Die Schwingung des Trommelfells wandert durch drei kleine Knochen im Mittelohr bis zum Innenohr, wo sie in elektrische Signale umgewandelt und über die Hörnerven zur Interpretation an das Hörzentrum im Gehirn übermittelt wird. Hier entsteht der Sinneseindruck des Hörens.

Der Hörsinn

Der Hörsinn hat einige wichtige Funktionen. Wer ihn verliert, muss mit gravierenden Einschränkungen leben, die sich sozial, beruflich und im Alltag bemerkbar machen. Unser Hörsinn gibt uns 360° Orientierung. Wir hören Menschen, auch wenn wir sie nicht sehen. Wir hören den Straßenverkehr. Und wir hören versteckte Gefahren und können uns darauf einstellen.

Wie unsere Augen funktioniert auch unser Hörsinn in 3D. Das liegt daran, dass der Mensch von Natur aus zwei Ohren hat. Er kann also links und rechts unterscheiden und Bewegungen von Geräuschquellen erkennen. Auch der Aufbau unserer Ohren ist auf dreidimensionales Hören ausgerichtet. Die Ohrmuschel ist nach vorne gerichtet – so können wir steuern, wo im Raum wir Geräusche besonders gut hören möchten. Die Ohrmuschel verändert aber auch rückwärtige Geräusche, sodass wir sogar erkennen können, ob ein Geräusch von vorne oder hinten kommt. Sogar der Schädelaufbau hat einen Einfluss auf unser Hören, denn die Schädelknochen leiten Schall und verändern den Eindruck unseres Hörzentrums im Gehirn.

Gehörlosigkeit hat tiefgreifende Auswirkung

Nicht sehen trennt von Dingen,
nicht hören trennt von Menschen
.

(Immanuel Kant)

Taubheit – oder besser: Gehörlosigkeit – kann tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Leben einer Person haben. Gehörlose Menschen und Schwerhörige haben Schwierigkeiten, mit anderen zu kommunizieren, die nicht an den Umgang mit Gehörlosigkeit gewöhnt sind. Wer ein gesundes Gehör hat, kann sich nicht so gut in hörgeschädigte Mitmenschen hineinversetzen.

Gehörlosigkeit bringt zudem Risiken mit sich, die bestimmte Tätigkeiten besonders gefährlich erscheinen lassen. Teamplay wird erschwert und man muss auf andere Sinne zurückgreifen. All das begünstigt die Isolation der Betroffenen und den Ausschluss von Aktivitäten – auch sozialen Aktivitäten. Dies kann auch zu Gefühlen der Ablehnung und Frustration sowie zu Schwierigkeiten beim Aufbau von Beziehungen und bei der Arbeitssuche führen.

Glücklicherweise haben technologische Fortschritte wie Cochlea-Implantate und Gebärdensprache gehörlosen Menschen neue Möglichkeiten eröffnet, mit der hörenden Welt zu interagieren. Die Entwicklung gesellschaftlicher Akzeptanz und technischer Hilfsmittel ist bei weitem nicht abgeschlossen.

Der Gleichgewichtssinn

Neben Hörstörungen können Erkrankungen des Ohres auch zu Gleichgewichtsstörungen führen. Der Gleichgewichtssinn ist ein komplexer Sinn, der es uns ermöglicht, uns sicher und genau in der Umgebung zu bewegen. Er wird wesentlich vom Gleichgewichtsorgan gesteuert, das sich im Innenohr befindet. Das Gleichgewichtsorgan hilft uns, unsere Position im Raum zu halten und verhindert, dass wir fallen oder uns schwindelig wird. Auch dieser Sinn ist benötigt ein gesundes Gehör.

Das Innenohr ist dafür verantwortlich, Veränderungen der Körperposition im Raum zu erkennen. Informationen aus dem Innenohr über die Position unseres Körpers in Bezug auf die Schwerkraft und andere Kräfte werden an das Gehirn gesendet. Die Augen liefern gleichzeitig visuelle Informationen über unsere Lage im Raum. Es ist eine Kombination dieser beiden Sinne, die uns hilft, unser Gleichgewicht zu halten und richtig auf unsere Position im Raum zu reagieren, zum Beispiel uns intuitiv durch Ausgleichsbewegungen vor einem Sturz zu schützen.

Innenohrerkrankungen können zu Gleichgewichtsverlust, Schwindel, Übelkeit und anderen Problemen im Zusammenhang mit dem Gleichgewichtssinn führen. Je besser wir verstehen, wie dieses Organ funktioniert und wie es unsere Fähigkeit beeinflusst, desto besser können wir die Gesundheit des Gehörs und seiner Sinne (Hörsinn und Gleichgewichtssinn) pflegen.

Gehörlosigkeit führt nicht automatisch zu einem Verlust des Gleichgewichtssinnes, jedoch sind Innenohrdefekte (Infarkte, Infekte und dergleichen) in der Lage, beide Sinne zu beeinträchtigen. Eine andere Ursache von Innenohrbeeinträchtigungen können auch bestimmte Medikamente sein.

Risikofaktoren, die ein gesundes Gehör gefährden

Lärm – der Risikofaktor Nummer 1

Das Hören ist ein wichtiger Teil unseres täglichen Lebens und es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um ein gesundes Hören zu erhalten. Gehörschutz ist einer der wichtigsten Schritte, um ein gesundes Gehör zu gewährleisten. Dazu gehört die Vermeidung schädlicher Umgebungen und die Verwendung von Ohrstöpseln oder anderen Schutzvorrichtungen in lauten Umgebungen wie Konzerten oder Sportveranstaltungen.

Über das Tragen von Hörschutz hinaus ist es auch wichtig, nicht über längere Zeit laute Musik zu hören und regelmäßige Pausen von der Verwendung von Kopfhörern oder Ohrhörern einzulegen. Wer gerne unterwegs mit Ohrhörern oder Kopfhörern Musik oder Radio hört, ist versucht, den Lärm der Autos, Bahnen oder Baustellen zu übertrumpfen. Dieses Verhalten ist für das Gehör gefährlich, weil es regelmäßig zu einer Überlastung führt.

Lebensgewohnheiten, die das Gehör schädigen können

Weitere Tipps zur Aufrechterhaltung eines gesunden Gehörs sind das Vermeiden des Rauchens, der Abbau von Stress, eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, regelmäßige Bewegung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei einem Hörgeräteakustiker. Fragt man Menschen nach Risikofaktoren für unser Gehör, dann wird meist nur der Lärm und laute Musik genannt.

Nicht zu vernachlässigen sind auch die folgenden Risikofaktoren, weil sie großen Einfluss auf unsere Hörgesundheit haben können.

Rauchen: Gift für das Gehör

Rauchen ist ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko, das verheerende Auswirkungen auf unseren Körper haben kann, und das Gehör ist keine Ausnahme. Die in Zigaretten enthaltenen Giftstoffe können den Hals, die Ohren und sogar das Innenohr schädigen und zu Hörverlust führen.

Es wird geschätzt, dass Millionen Menschen weltweit an Hörverlust unter Beteiligung des Rauchens leiden. Rauchen – insbesondere das Nervengift Nikotin – schädigt nicht nur direkt das Ohr, sondern wirkt sich auch auf andere Teile unseres Körpers aus, die für ein gesundes Hören unerlässlich sind, wie unsere Blutgefäße, Nerven und sogar unser Gehirn.

Die durch das Rauchen verursachten Schäden werden mit einem erhöhten Risiko für altersbedingten Hörverlust sowie einem erhöhten Risiko für lärmbedingten Hörverlust in Verbindung gebracht. Es ist wichtig, dass Raucher sich auch dieses Risikos bewusst sind, damit sie Maßnahmen ergreifen können, um ihr Gehör vor weiteren Schäden zu schützen.

Medikamente, die das Gehör schädigen können

Medikamente und Gehörschäden

Hörverlust durch Medikamente ist ein ernstes Problem, das einen großen Einfluss auf die Lebensqualität chronisch Kranker haben kann. Es sind viele Medikamente auf dem Markt, die Hörschäden verursachen können. Allein in den USA gibt es mehr als 200 Medikamente, die Hörverlust verursachen können. Die Situation in Deutschland ist vergleichbar.

Solche Medikamente reichen von Antibiotika und Chemotherapeutika bis hin zu rezeptfreien Medikamenten wie Ibuprofen und Aspirin. Andere Medikamentengruppen, die zu Schwerhörigkeit führen oder diese begünstigen können, sind Blutdrucksenker oder Mittel gegen Herzinsuffizienz.

Sich der potenziellen Risiken für die Ohren im Zusammenhang mit diesen Medikamenten bewusst zu sein und Maßnahmen zu ergreifen, um das Gehör zu schützen, ist für Ärzte und Patienten gleichermaßen wichtig.

Hörsturz: der Infarkt im Innenohr

Ein Hörsturz ist ein Infarkt im Innenohr, der zu einem plötzlichen und chronischen Hörverlust – oder zumindest einer großen dauerhaften Belastung für Betroffene – führen kann. Die drei wichtigsten Risikofaktoren für einen Hörsturz sind Alter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Medikamente.

Zur Vorbeugung von Hörstürzen wird empfohlen, Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu behandeln und zu kontrollieren. Eine gesunde Lebensweise, wie regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung, kann auch dazu beitragen, das Risiko eines Hörsturzes zu reduzieren. Gleichsam können Blutdrucksenker auch das Gehör beeinträchtigen. Eine frühzeitige, bewusste Lebensführung kann verhindern, dass man in der Zwickmühle zwischen riskanten Medikamenten und riskanter Lebensführung steckt.

Die Therapie eines Hörsturzes besteht in der Regel aus Corticosteroiden, die entzündungshemmend wirken und die Durchblutung verbessern können. In manchen Fällen kann auch eine Behandlung mit Vitaminen, speziell Vitamin B12, helfen.

Falls chronische Symptome und Beeinträchtigungen bleiben, kann der Umgang mit den Folgen eines Hörsturzes für Betroffene schwierig sein. In diesem Fall kann eine Hörgeräteanpassung oder eine Cochlea-Implantation helfen, die Hörfähigkeit zu verbessern. Auch die Unterstützung von Sprachtherapeuten und Hörtherapeuten kann hilfreich sein, um die Kommunikationsfähigkeit und die Lebensqualität zu verbessern.

5 Tipps für ein gesundes Gehör

1. Vermeidung von Lärm

Eine der wichtigsten Möglichkeiten, das Gehör zu schützen, ist die Vermeidung von zu lautem Lärm. Dazu gehört, sich von lauten Geräuschen fernzuhalten und Ohrenschützer zu tragen, wenn man sich in lauten Umgebungen aufhält. Lärmpegel über 85 Dezibel können das Ohr schädigen.

Besonders gefährlich sind wiederholte oder lang anhaltende Lärmbelastungen, wie zum Beispiel in Fabriken, Bauarbeiten, Musikveranstaltungen oder Sportveranstaltungen. Langfristige Exposition gegenüber hohen Lärmpegeln kann zu dauerhaften Schäden des Innenohrs führen, die zu Hörverlust führen können.

2. Vermeidung von schädlichen Medikamenten

Einige Medikamente können das Gehör schädigen, insbesondere wenn sie in hohen Dosen oder über längere Zeiträume eingenommen werden. Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel, Blutdrucksenker, und sogar einige frei verkäufliche Medikamente können das Ohr schädigen.

Bevor Sie ein Medikament einnehmen, sollten Sie sicherstellen, dass es keine bekannten Auswirkungen auf das Gehör hat und, falls doch, diese mit einem Arzt besprechen. Der Arzt kann dann entscheiden, ob es sicher ist, das Medikament einzunehmen oder ob eine alternative Therapie infrage kommt.

3. Gesunde Lebensgewohnheiten

Rauchen, Alkoholmissbrauch und Stress können das Risiko für Hörsturz erhöhen und die allgemeine Gesundheit des Ohrs beeinträchtigen. Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung und kann das Ohr schädigen. Alkoholmissbrauch kann das Ohr und das Gleichgewicht beeinträchtigen. Stress kann das Immunsystem beeinträchtigen und die Durchblutung beeinflussen.

Wir empfehlen, diese Verhaltensweisen zu vermeiden oder zu reduzieren und eine ausgewogene Ernährung, genug Schlaf und regelmäßige Bewegung zu pflegen, um das Ohr zu unterstützen und zu schützen. Sehr hilfreich zur Entwöhnung oder zum Stressabbau können Meditationsübungen oder Yoga sein. Lesen Sie darüber mehr in unserem Magazin.

4. Sport/Bewegung

Regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen, die Durchblutung des Ohrs zu verbessern und dadurch das Risiko für Hörsturz zu verringern. Sport und Bewegung unterstützt nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Durchblutung und damit die Versorgung des Ohrs mit Nährstoffen und Sauerstoff.

Es ist daher auf für ein gesundes Gehör ratsam, mindestens 30 Minuten pro Tag moderate Bewegung einzuplanen, wie zum Beispiel Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen oder andere aerobe Aktivitäten. Dies hilft nicht nur das Ohr zu schützen, sondern auch die allgemeine Gesundheit zu verbessern.

5. Vorsorgeuntersuchungen

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen des Gehörs, insbesondere bei Menschen über 50 Jahren oder bei Menschen mit Risikofaktoren für Hörverlust, können dazu beitragen, Hörprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Eine Vorsorgeuntersuchung umfasst in der Regel eine Hörprüfung, eine Untersuchung des Ohrs und gegebenenfalls eine Anamnese. Es wird empfohlen, alle 10 Jahre oder häufiger, je nach Risikofaktoren, eine Hörprüfung durchzuführen. Dies ermöglicht es, frühzeitig Hörprobleme zu erkennen und zu behandeln, bevor sie zu einem dauerhaften Hörverlust führen.

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